Gestern feierte der Club sein 57-jährige Bestehen. Zum Feiern bleibt allerdings wenig Zeit, denn aktuell geht es um Sein oder Nichtsein. Wie ein heute erschienener Bericht in Gazeta.ua vorrechnet, beliefen sich die realen Kosten einer Übernahme durch einen Investor wohl auf rund 30 Mio Euro.

Davon entfiele der Löwenanteil auf Anteilseigner Ihor Kolomojskyj. Jener erklärte zwar, dass die Aussage, er hielte 50% des Vereins, falsch sei, hier dürfte es sich aber ein wenig um Haarspalterei handeln – dann hält er eben nicht 50, sondern 49% oder nicht er, sondern eines seiner Unternehmen, jedenfalls wird fest davon ausgegangen, dass ihm ein erheblicher Anteil des Vereins gehört.
Das Problem hierbei ist, dass er verschiedenen Quellen zufolge rund 25 Mio Euro in den Verein investiert hat, die lange ausgegeben sind, ohne irgendeinen Gewinn erbracht zu haben. Und dieses Geld will er zurück – ohne das wird es keinen Verkauf geben.
Hinzu kommt, dass Petro Dyminskyj den Immobilienbesitz des Vereins auf eine seiner Firmen übertragen hat, der entsprechend separat zu erwerben wäre. Der Schätzung nach würden sich die Gesamtkosten somit auf rund 30 Mio Euro belaufen.
Natürlich stellt sich hier die Frage, ob es überhaupt zu einem Verkauf kommt bzw. kommen soll. Dyminskyj hat ja den Plan, das Gelände um das Stadion herum für eine moderne Anlage zu nutzen: ein modernes Stadion mit weniger Sitzplätzen, dazu Geschäfte, Gastronomie etc., womit durchaus Geld zu verdienen wäre. Kritisch für diese Pläne ist die Bereitschaft der Stadt Lviv, ihm das fehlende Gelände zu überlassen. In einem Facebook-Post zum 57. Geburtstag des Clubs kündigte Bürgermeister Andrij Sadowyj gestern an, sich in der nächsten Sitzung (also am 23. Januar) mit dieser Frage beschäftigen zu wollen.
Der Club ist in der derzeitigen Situation nicht überlebensfähig und wird auch keinen Gewinn erwirtschaften. Das weiß Dyminskyj, und das wissen auch potentielle Käufer. Wenn rund um den Club eine Einkommensquelle entstünde, und das könnte der geplante Komplex um das Stadion herum sein, sähe die Sache u.U. schon anders aus, und ob der Club dann immer noch zum Verkauf stünde, darf bezweifelt werden.
Sollte es jedoch nicht zu einer Einigung mit der Stadt Lviv kommen, stünde die weitere Existenz des Clubs an sich in Frage: Im Artikel wird angeführt, dass durch den Wechsel von Di Franco zu Dnipro-1, der Quellen zufolge 300.000 Euro eingebracht hat, die Finanzierung zwar aktuell wieder Geld zur Verfügung steht, das aber bis spätestens März aufgebraucht wäre.
Somit bleiben drei Szenarien:
- Dyminskyj bringt sein Projekt bei der Stadt durch und behält den Verein – Verein wäre dann wohl gerettet.
- Es findet sich ein Käufer, aus reiner Liebhaberei oder nach erfolgreichen Verhandlungen Dyminskyjs mit der Stadt, auch dann wäre der Club gerettet, zumindest wenn der neue Besitzer für die Finanzierung sorgte.
- Oder schließlich: es findet sich kein Käufer, und Dyminskyj steckt weiter kein Geld in die Finanzierung des Clubs (was wahrscheinlich ist, wenn er sein Projekt bei der Stadt nicht durchbekommt) – das wäre wahrscheinlich das Ende von Karpaty Lviv.
Um es positiv auszudrücken: es ist noch alles möglich. Aber dass es einen guten Ausgang nimmt, ist alles andere als garantiert.