Geschäftsführer Rostyslaw Yaschchyschyn hat sich heute auf der Webseite des Vereins in einem längeren Interview über die möglichen Modalitäten für den Einstieg eines etwaigen Investors sowie die Überlebenschancen des Clubs geäußert.

Er erklärte erneut, dass eine langfristige Pacht des Stadions und die Möglichkeit, das geplante Renovierungs- und Bebauungskonzept umzusetzen, für die weitere Finanzierung des Clubs eine Schlüsselrolle einnimmt:
Der Ehrenpräsident [Petro Dyminskyj] sieht nicht die Zweckmäßigkeit einer weiteren Finanzierung des Clubs, ohne dieses Land langfristig und zu Vorzugskonditionen zur Pacht zu erhalten. Wir haben nicht darum gebeten, es einfach so zu bekommen, sondern wollen es mieten. Darüber hinaus wurde die Stadt durch eine große Anzahl verschiedener Sicherungen geschützt, etwa, falls „jemand dort Häuser bauen wollte“ oder ähnliches. Ich möchte daran erinnern, wofür wir dieses Land brauchten: dafür, um auf dem Gelände des bestehenden, ineffizienten Stadions einen modernen, komfortablen Sportkomplex mit einer kommerziellen Infrastruktur als wesentlichen Bestandteil zu schaffen. Dies sollte das erste Element eines „Entschädigungsmechanismus“ sein, der es dem Club erlauben würde, sich selbst zu finanzieren. Am Ende erhielt der Club nicht einmal das, was unter der Schüssel des Stadions liegt. Das Corps der Abgeordneten lehnte das ab. Die Frage der Trainingsplätze wurder dabei gar nicht erst diskutiert.
Sogar die Genehmigung des detaillierten Gebietsplans für das Progress-Stadion, das sich seit 2002 in Privatbesitz der KPF Karpaty LLC befindet und dessen Gebiet in diesem Plan als Stadion und nicht etwa als Einkaufszentrum festgelegt ist, ist gescheitert. Stattdessen schlugen die Abgeordneten vor, die Unternehmensrechte [am Club] zu übertragen, ich zitiere: „Zum Eigentum der Territorialgemeinschaft von Lviv.“ Nun, sie haben so entschieden – OK. Die erforderlichen Dokumente wurden vom Club vorbereitet, aber dann stellte sich die folgende Frage: an wen genau sollten diese Rechte denn nun übertragen werden?
In Bezug auf die jüngsten Äußerungen von Bürgermeister Andrij Sadowyj, die Stadt wolle und könne nicht Eigentümer des Clubs sein, erklärte er:
Ich bin jederzeit bereit, alle erforderlichen Unterlagen zur Übertragung des Anteils der kontrollierenden Partei zu unterzeichnen. Angesichts der Tatsache, dass die Stadt den Club nicht übernehmen möchte oder kann, ist die Schlüsselfrage nun, einen neuen Eigentümer zu finden. Dies muss eine Person sein, die Fußball liebt, die Karpaty liebt oder lieben wird und die das fortsetzen wird, was Petro Diminsky die letzten 20 Jahren getan hat. Jeder Mensch hat einen Moment, in dem er „genug“ sagt. Er hatte zuvor klar gesagt: „Wenn es das Grundstück zur Miete gibt, schaffen wir ein starkes Investitionsprojekt, und dann wird es Finanzierung geben. Ansonsten nein.“ Damit der Verein nicht stirbt, müssen wir einen Investor finden.
Yaschchyschyn erklärte weiter, dass, obwohl schon Zeit verloren worden sei, der Verein natürlich weiter versuchen werde, doch noch den die Abgeordneten zu überzeugen und den gewünschten Pachtvertrag zu erlangen.
Zu der den Regularien einer möglichen Übernahme des Clubs erklärte er:
Gemäß einer Vereinbarung zwischen den Aktionären muss einer von ihnen, wenn er seinen Anteil veräußern möchte, zuerst den anderen Teilnehmer informieren und die gleichen Bedingungen anbieten. Wenn jener andere Teilnehmer sein Recht nicht innerhalb eines Monats ausübt, kann er seinen Anteil verkaufen. Das Angebot [den Club für 1 Hrywna zu verkaufen] wurde im Juli letzten Jahres herausgeschickt: Die Reaktionszeit ist längst überfällig, sodass das Mitglied des Clubs, das für die Geschäftsführung verantwortlich ist, seine Unternehmensrechte an der Firma „KPF“ Karpaty für 1 Griwna an jeden Investor verkaufen kann (und dies erfordert keine „Erlaubnis“ von der Generalversammlung des Clubs). Das Dekret des Stadtrats besagt, dass die Unternehmensrechte kostenlos übertragen werden sollten – wir werden diese Griwna „verzeihen“ und es wird kostenlos sein. Ich habe alle Anmeldeinformationen und Dokumente fertig – der Club ist bereit zu verhandeln. Wir bieten das vielen potenziellen Investoren an, kontaktieren sie, schlagen vor, dem Club zu helfen und ihm ein neues Leben zu geben. Wenn jemand den Club abholen möchte, aber kein offizielles Angebotsschreiben erhalten hat, ist meine Telefonnummer kein Problem – ich bin rund um die Uhr erreichbar.
Weiter zur Situation mit dem Eigentümer der anderen 50% (gemeint, wenn auch nicht namentlich genannt dürfte hier Ihor Kolomojskyj sein):
Für den 16. März ist die regelmäßige (jährliche) Hauptversammlung der Clubmitglieder geplant, zu der Vertreter beider Unternehmen – Mitglieder des Clubs – eingeladen werden. Wir warten auf das Erscheinen der Vertreter der Firma „Chrisal Holdings“ und werden am Verhandlungstisch sitzen. Das Problem ist, dass solche Versammlungen seit acht Jahren aufgrund der Abwesenheit der anderen Partei nicht mehr stattgefunden haben.
Positiv bezieht sich Yaschchyschyn auf die Gespräche mit dem Bürgermeister. Er verstehe die Situation des Clubs „perfekt“, und in der Halbzeitpause des Spiels gegen Dnipro-1 letzten Sonntag habe das wohl produktivste und konstruktivste Gespräch mit ihm stattgefunden, gerade zu ein Aktionsplan. Bürgermeister Sadowyj verfüge über eine eine große Zahl Bekannte und Kontakte und könne bei der Suche nach einem Investor helfen. Die Idee, dass die Stadt kommunales Eigentum (das Stadion) einbrächte und dadurch Mitglied eines „Volksclubs“ würde, habe leider nicht ihren Weg gemacht. Man brauche das nicht vergessen, aber für ein solches Projekt fehle nun die Zeit – zunächst müsse der Verein gerettet werden, sonst gäbe es nichts mehr, woraus man einen „Volksclub“ errichten könne (eine komplette Neugründung nach einem Ableben von „Karpaty“ würde einen jahrelangen Weg von den Amateurligen bis zur Erstklassigkeit bedeuten).
Die finanzielle Situation scheint tatsächlich dramatisch zu sein. Der Club sei in den „Sparmodus“ übergegangen, habe noch einige ressourcen, aber wie die Zulassung zur nächsten Saison damit erreicht werden solle, sehe er noch nicht, und ob das Geld überhaupt bis zum Ende der Saison reichen würde, sei ebenfalls nicht garantiert.
Viel neues haben wir gerade nicht erfahren, allerdings sind nun doch einige Dinge, die die Buschtrommeln bereits seit längerem berichten, bestätigt worden: ohne Investor geht bald das Licht aus. Ob sich mit der Stadt noch eine Lösung erreichen lässt, ist schwer zu beurteilen, da sich Abgeordnete und Bürgermeister uneinig sind, und ein privater Investor ist bisher nicht am Horizont zu erkennen.