Nach der gestern bekannt gewordenen Nachricht über den Verkauf des Karpaty-Vereinszentrums an den FK Lviv veröffentlichte Serhij Bolotnikov heute auf seiner Facebook-Seite eine Erklärung.

Bolotnikov nahm dabei kein Blatt vor den Mund:
Der verbreitetste Vorwurf zur Situation bei Karpaty ist: „Warum erzählt Ihr uns so einen Mist – Smalijchuk ist ein Geschöpf Dyminskyjs, und die basteln an irgendeinem nebulösen Geschäft.“ Das haben wir immer wieder von Fans und von verschiedenen Funktionären gehört, eine Anschuldigung, die da nicht von uns argumentativ widerlegt werden konnte – bis jetzt. Lasst uns nun Ordnung da hinein bringen.
Dyminskyj hat viel für Karpaty getan, wofür sich der Verein bei ihm bedankte und sich im Frühjahr öffentlich verabschiedete. Bei solchen Abschieden ist es nicht üblich, über das Negative sprechen, obwohl das den größeren Teil ausmachte. Gerade Dyminskyj als Eigentümer und Präsident ist die Hauptursache dafür, dass sich Karpaty in einem Zustand des klinischen Todes befinden. Er ist es, der nicht in der Lage war oder es nicht wollte, den Verein von einem Spielzeug in ein Geschäftsprojekt zu verwandeln. Sein Management führte in Millionen von Schulden. Er war es, der Kolomojskyj als Miteigentümer aufnahm. Er vertraute einem Agenten, der zwei Dutzend seiner eigenen Spieler mitbrachte, dabei das ganze Geld aus dem Verein saugte und am Ende keinen einzigen Spieler verkaufte. Es waren seine Emotionen, die den Ruf des FK Karpaty als skandalösesten Verein der Ukraine begründeten. Am Ende war er es, der das Vereinszentrum und andere Werte aus dem Vermögen des Clubs abzweigte.
Jetzt scheint Petro Petrowytsch beschlossen zu haben, uns zu fertig zu machen. Die ganzen letzten Monate hatte er das Zentrum an Karpaty verpachtet. Wir haben einen Preis ausgehandelt, um einen langfristigen Mietvertrag zu unterzeichnen oder die Basis sogar aufzukaufen. Dyminskyj stellte uns aber eine Rechnung, als ginge es um ein Vereinszentrum in Kontscha Saspa. Karpaty könnten solche Kosten nicht stemmen, selbst wenn man sie als rational betrachtete (was aber höchst fragwürdig ist). Das störte aber niemanden – mit uns wurde nicht einmal verhandelt. Deshalb verließen wir das Vereinszentrum, das Petro Dyminskyj am selben Tag ohne ohne Sentimentalitäten an den FK Lviv übergab.
Wir sind unangenehm berührt und traurig. Aber das ist der Preis, den wir zahlen müssen, um die Verbindungen zu Dyminskyj loszuwerden. Wir sind auch bereit, mehr zu zahlen, einfach nur, um nicht mehr von solchen Leuten abhängig zu sein. Vielen Dank, Petro Petrovytsch, wir werden Ihren Beitrag zur Rettung von Karpaty nie vergessen!
Tatsächlich ist gar nichts Schreckliches passiert. Der Club verfügt über genügend Infrastruktur, um den Trainingsprozess durchzuführen. Natürlich wird es nicht von so hoher Qualität sein, aber wir werden viel Geld sparen, was jetzt sehr wichtig ist. Der Kampf geht weiter.
Somit spricht aktuell von den gestern aufgestellten Theorien zur Erklärung der Ereignisse am meissten für die erste – Dyminskyj will mit Karpaty nichts mehr zu tun haben. Aber Spekulation bleibt dennoch möglich. Da das Zentrum vermietet und nicht verkauft wurde, spricht im Grunde ja nichts dagegen, dass es nach ein paar Jahren – etwa, wenn der Club wieder erstklassig sein sollte – der alte Mieter wieder einzieht. Insofern dürften die Stimmen, die sagen, dass Dyminskyj hinter all dem steckt und es sich hier um ein Schema handelt, Kolomojskyj loszuwerden (der sich ja aufgrund seiner Investitionen als Miteigentümer des Vereinszentrums sieht).
Der Verlust des Vereinszentrums ist sicher kein Weltuntergang, aber er ist ein Verlust an Ansehen und auch sicher ein wenig an Attraktivität für Spieler, die nun in eine deutlich weniger komfortable Umgebung umziehen müssen. Andererseits könnte die angesprochene Reduzierung von Kosten sich tatsächlich durchaus positiv auswirken.
Weh tut es trotzdem. Karpaty sind nun nicht mehr nur sportlich, sondern auch als Club in der Drittklassigkeit angekommen. Ob es gelingt, die noch verbliebenen Assets vor den schon kreisende Aasgeiern zu schützen, muss sich zeigen, aber wer hier zu optimistisch ist, könnte bitter enttäuscht werden.