Mariyan Shved hat, nachdem er einige Verletzungsprobleme überwunden hat, in diesem Sommer einige starke Spiele für seinen KV Mechelen gezeigt, war aber heute nicht im Kader gewesen. So wie es aussieht, war der Grund dafür weder Formschwäche noch eine Verletzung.

Die belgische Zeitung Gazet van Antwerpen meldete heute mit Bezug auf Quellen aus dem Umfeld des Clubs, dass Shved im gestrigen Ligaspiel gegen Westerlo (Mechelen gewann 5:4) auf eigenen Wunsch nicht im Kader war. Der Grund sei, dass der Spieler den Club noch in dieser Sommerpause verlassen wolle. Der Transfer stehe bereits kurz vor dem Abschluss. Mechelen-Trainer Danny Buijs habe über das Verhalten seines Spielers nicht begeistert reagiert – angesichts Verletzungssorgen im Club sei es eigentlich die Pflicht eines Spielers, solange er noch da sei, der Mannschaft helfen. Wollte er das nicht, dann könne Buijs ihn allerdings auch nicht brauchen.
Dem Vernehmen nach ist das Ziel Shveds nun doch Shakhtar Donetsk, wo sein früherer Mentor Igor Jovicevic seit dieser Saison Cheftrainer ist. Gerüchte, dass Jovicevic seinen früheren Schüler gern zu sich holen wolle, hatte es in den letzten Monaten immer wieder gegeben, u.a. hatten auch wir darüber berichtet. Diesem Gerücht war kurze Zeit später von Ihor Tsyhanyk in seinem Videoblog widersprochen worden: Der damals genannte Grund war, dass Shved zur Zeit nicht in bester Verfassung sei und auch nicht über ausreichend Spielpraxis verfüge. Diese Information habe aus Insiderkreisen im Umfeld des Vereins gestammt.
Sollte es wirklich zu einem Wechsel Shveds zu Shakhtar kommen, könnte das als ein starker Hinweis darauf gedeutet werden, dass der u.a. von Bayer Leverkusen und Arsenal London umworbene Nationalspieler Mykhajlo Mudryk noch in diesem Sommer verkauft wird. Zwar war bisher von Shakhtar stets zu hören gewesen, der Spieler würde in diesem Sommer auf keinen Fall wechseln, allerdings ist bei so etwas auch nicht auszuschließen, dass es sich dabei in Wirklichkeit mehr um eine Aufforderung handelt, das jeweilige Angebot noch einmal deutlich zu erhöhen.
Shakhtar braucht jedenfalls wie auch die anderen Clubs der Liga dringend Geld und dürfte daher gezwungen sein, Einnahmen durch Spielerverkäufe zu erwirtschaften. Gleichzeitig muss man versuchen, einen halbwegs konkurrenzfähigen Kader für die Champions League aufzustellen, kann dabei aber nicht wie bisher auf – vor allem brasilianische – Legionäre bauen, da aufgrund des Kriegs im Land zur Zeit wohl kaum einer in die Ukraine wechseln wird.
Der Markt für ukrainische Spieler auf dem Niveau, das Shakhtar braucht, ist schwierig. Konkurrent Dynamo wird sich von seinen Leistungsträgern nicht trennen, und die anderen Clubs der Liga verfügen i.d.R. nicht über Personal von der benötigten Qualität – so bleibt dann nur der Blick ins Ausland mit dem Ziel, ukrainische Legionäre von europäischen Clubs abzuwerben.
Ein ukrainischer Flügelspieler von Mudryks Qualität, den man von einem europäischen Club auch verpflichten könnte, dürfte aktuell nirgends zu finden sein. Viktor Kovalenko, zwar kein echter Flügelspieler, aber immerhin im offensiven Mittelfeld zu hause, ist gerade von seinem Club Atalanta Bergamo an Spezia Calcio verliehen worden, wird also in diesem Sommer mit Sicherheit nicht in die Ukraine zurückwechseln. Spieler wie Ruslan Malinovskyj und Andrij Yarmolenko dürften nicht zu bekommen sein und auch schon im Herbst ihrer jeweiligen Karrieren.
Somit wäre Shved ein Spieler, der der Mannschaft vielleicht nicht sofort in allen Belangen helfen könnte (für die Champions League dürfte er noch nicht bereit sein), aber zumindest in den UPL-Spielern für Entlastung sorgen. Und wenn aus seinen genialen Momente, die er in Mechelen hin und wieder gezeigt hat, ein stabiles Leistungsniveau werden sollte, dann wäre die Champions League für ihn irgendwann wirklich eine realistische Perspektive. Aktuell ist nicht bekannt, ob ein Wechsel, sollte er dann stattfinden, auf Leih- oder permanenter Basis vollzogen würde. Ausgehend vom o.g. Szenario wäre letztere Variante wohl wahrscheinlicher.
Es bleibt dann aber noch eine letzte Frage: wäre ein solcher Wechsel für Mariyan Shveds Karriere förderlich? Hier gibt es sicherlich Licht und Schatten: er würde von einem kleineren Club in einer stärkeren europäischen Liga zu einem großen Club in der schwächeren ukrainischen Liga wechseln. Sollte Shved immer noch das Ziel haben, einmal in einer der europäischen Topligen zu spielen, wäre ein solcher Schritt – auch angesichts seines Alters von mittlerweile 25 Jahren – eher kontraproduktiv. Er hat in Schottland und dann in Belgien selber erlebt, wie schwierig die Anpassung in einer fremden Umgebung sein kann. Diese Probleme hätte er in der Heimat nicht, und er wäre bei einem Club, der regelmäßig in der Champions League spielt und mit einem Trainer, der ihn kennt und schätzt. Eine schwierige Entscheidung!