Karpaty – Kolos: 1:2

Heute spielten Karpaty zu hause ihr drittes Ligaspiel unter dem neuen Trainer Roman Sanzhar gegen Aufsteiger Kolos. Nach dem Sieg gegen Vorskla hatte es zuletzt zwei Niederlagen gegeben, zunächst in der Liga bei Aufsteiger Dnipro-1, dann im Pokal gegen Inhulets‘. Entsprechend war der Druck auf Trainer und Mannschaft groß.

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Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Gespielt wurde 4:2:3:1 mit Pidkivka im Tor, davor Martins, Hall, Vakulenko und Dubinchak, die Doppelsechs mit Klyots und Nasaryna, das offensive Mittelfeld mit Kirylenka, Di Franco und Jennings sowie Ponde im Sturm. Der verletzte Oleksij Hutsulyak hatte es nicht geschafft, für das Spiel rechtzeitig fit zu werden.

Auf der Bank saßen Torwart Kudryk, Innenverteidiger Kovtun, für das Mittelfeld Yakimets‘, Vojkovic und Kosak sowie Boiciuc und Neuzugang Melvyn Lorenzen für den Angriff. Das Spiel begann mit einer gelben Karte für Klyots, was für ihn als defensiven Mittelfeldspieler schon einmal gleich ein Handicap war. Praktisch im Gegenzug holte sich dann auch Orikhovskyi auf der anderen Seite eine, der Freistoß von Klyots brachte aber nichts ein. Es ging weiter mit der nächsten gelben Karte für einen Kolos-Spieler, dieses Mal traf es Kostyshyn nach einem Foul an Jennings.

Nach 7 Minuten ging Kolos in Führung. Dem vorausgegangen war ein Steilpass hinter die aufgerückte Karpaty-Abwehr, Nekhtij lief links aus leicht abseitsverdächtiger Position durch bis zur Grundlinie, passte diagonal ins Strafraumzentrum zurück, dort stand Smyrnyj und schoss mühelos ein. Das sah alles so schön einfach aus, dass man sich sich fragte, wie es sein konnte, dass die Karpaty-Abwehr zu Saisonbeginn unter Chyzhevskyj noch so viel besser ausgesehen hatte?

Karpaty wirkten nach diesem frühen Rückstand deutlich angeschlagen. Tore zu schießen war ja die letzten Monate hindurch nicht gerade die Kernkompetenz der Mannschaft gewesen, und nun musste man also wieder einem Rückstand hinterherlaufen. Das Spiel normalisierte sich mit der Zeit wieder, und Karpaty waren wieder die aktivere Mannschaft, während Kolos auf Lücken wartete und dann überlegt und ruhig seine Gegenangriffe einleitete – keine Übermannschaft, aber reif und realistisch in der Spielweise.

Nach 26 Minuten sah dann auch Jennings gelb für gefährliches Spiel, so stand es 2:2 nach Verwarnungen. Eine Minute später erarbeitete Martins sehr schön einen Eckstoß, der flach an die Strafraumgrenze geschlagen wurde und schließlich bei Nasaryna landete, der aus 17 Metern sehr sehenswert flach ins linke Eck einschoss (und sich danach für exzessives Feiern eine gelbe Karte holte). Das Spiel war wieder offen. Eine sehenswerte Szene gab es nach 33 Minuten, als Dubinchak von der linken Strafraumecke aus einen Schuss auf das rechte Dreieck absetzte, der aber knapp über das Tor ging und wenig später, als Di Franco aus kurzer Distanz an Torwart Volynets scheiterte. Karpaty waren weiter die aktivere Mannschaft und wirkten nun aber auch gefähricher vor dem gegnerischen Tor.

Dann ging Kolos wieder in Führung. Gespielt waren 43 Minuten es gab einen Tempogegenstoß über rechts, Flanke flach in den Strafraum, und Volkov leistete sich eine wirklich sehenswerte Direktabnahme flach ins linke Eck aus 11 Metern. Pidkivka entschied sich ein wenig spät für die Ecke und kam nicht mehr schnell genug herunter; eigentlich war das so ein Ball, den er mit seinen Reflexen an guten Tagen auch mal hält. Das war so ziemlich die letzte Aktion vor dem Abpfiff, und es ging mit einer dem Spielverlauf nach etwas schmeichelhaften Führung für Kolos in die Pause.

Es ging ohne personelle Änderungen in die zweite Halbzeit. Das Spiel wirkte in den ersten Minuten zerfahren, es gab viele unnötige Ballverluste durch ungenaue Abspiele. Der erste Angriff bis in den gegnerischen Strafraum warn dann aber doch sehenswert – nach einer schönen Kombination über vier Stationen bekam Dubinchak den Ball auf der linken Strafraumseite schoss dann aber weit über das Tor. In der Folge gewann das Spiel wieder an Sicherheit, und es gab eine ganze Reihe gefährlicher Situationen vor dem Kolos-Tor.

Nach einer Stunde gab es dann den ersten Wechsel: für den heute farblos wirkenden Kirylenka kam Boiciuc, folglich also auch eine Systemumstellung auf zwei Sturmspitzen. Karpaty blieben weiter gefährlich, und ein Ausgleich lag in der Luft – aber es gab immer ein Bein oder einen Kopf im Weg. Insgesamt konnte man sagen, dass die Mannschaft in dieser Stunde mehr Chancen herausgespielt hatte, als in der doppelten Zeit vergangene Woche im Pokalspiel bei Inhulets‘. Der gelbbelastete Klyots ging dann nach 65 Minuten vom Platz, für ihn kam Vojkovic, ein offensiver Mittelfeldspieler. Es mussten nun größere Risiken eingegangen werden.

Vakulenko bekam das 20 Minuten vor Schluss zu spüren, als er bei einem der nun unvermeidlichen Konter seinen Gegenspieler rechts vom Strafraum nur noch mit unfairen Mitteln stoppen konnte und zu recht gelb sah. Der folgende Freistoß wurde kräftig in die Länge gezogen und gab am Ende Pidkivka Gelegenheit, endlich mal wieder einen nicht ganz leichten Ball zu halten. Im Anschluss kam es zu einer Szene, wo die Kolos-Spieler Elfmeter forderten, der Schiedsrichter aber … gelb für Simulation zeigte.

Den Elfmeter gab es stattdessen nach 73 Minuten für Karpaty. Jennings bekam rechts an der Grundlinie den Ball, schoss aus 6 Metern einem Gegenspieler an den Arm. Den Elfmeter schoss Ponde, eigentlich der sicherste Elfmeterschütze bei Karpaty, aber Torwart Volynets ahnte die Ecke und hielt sehenswert. Im Anschluss darauf kam dann der letzte Wechsel und zwar der, auf den alle gewartet hatten: Melvyn Lorenzen ersetzte Di Franco, der heute ausnahmsweise nicht einmal eine gelbe Karte gesehen hatte. Es ging also jetzt mit Mann und Maus nach vorn.

Das Resultat war allerdings nicht gerade beeindruckend. Wo die Zeit immer knapper wurde, wirkten die Angriffe zunehmend hektisch und brachten weniger Gefahr als noch zuvor die mit spielerischen Mitteln eingeleiteten. Kolos konnte sich auf die nach vorn oder in die Mitte geschlagenen langen Bälle bequem einstellen und war absolut Herr der Lage.

Das war nun die dritte Niederlage in vier Spielen unter Trainer Sanzhar und dabei auch die zweite Niederlage hintereinander gegen einen Aufsteiger. Kolos hat genau so gespielt, wie man es gegen Karpaty machen muss: ruhig und überlegt vorgehen, auf Konterchancen warten. Nach dem Herauswurf von Chyzhevskyj ist ein guter Teil der zuvor wieder gewonnenen Sicherheit in der Defensive wieder dahin, die offensivere Spielweise fordert hier klar ihren Tribut.

Dabei war eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber der Pokalniederlage bei Inhulets zu beobachten, vor allem spielte sich die Mannschaft deutlich mehr Chancen heraus als in allen anderen bisherigen Spielen in dieser Saison – freilich ohne entsprechend Zählbares produziert zu haben. Aktuell ist der einzige Trost, dass Olimpik nach Punkten weit genug zurückliegt und Vorskla gestern 0:4 bei Shakhtar verloren hatte, so dass genug Abstand zum Tabellenende bleibt. Aber auf die große Wende warten wir leider alle immer noch.