Derzeit mangelt es ja nicht an immer neuen Nachrichten und Spekulationen, wie es mit Karpaty weitergehen soll. Schon gestern kam eine weitere hinzu, über der sich aktuell die Gemüter erhitzen. Was ist dran am Angebot von Rukh-Präsident Hryhorij Koslowskyj, durch das der Verein – seine Worte – gerettet würde?

Wir erinnern uns, dass Koslowskyj, der ja auch Stadtratsabgeordneter ist, bei der Abstimmung über den Antragum das Stadion und das umgebende Gelände offen für eine Ablehnung agitiert und vorgeschlagen hatte, der Verein sollte in den Besitz der Stadt übergehen.
Nun kam gestern der nächste Vorstoß:
Es geht um ein Jahr, maximal zwei. Von den aktuellen Investoren würde niemand den Club auch nur für eine Hryvna kaufen. […] Es wird ganz sicher einen Investor in Lviv geben, der in ein bis zwei Jahren den Stadtbehörden 50 oder 100 Millionen Hrywna geben wird. Dies ist eine Frage des Dialogs.
Ich bin bereit, als Präsident von Rukh zurückzutreten und ein Jahr lang diese Aufgabe bei Karpaty zu übernehmen. Ich garantiere, ich werde sie retten. Ich werde einen Pool von Geschäftsleuten, Eigentümern und Behörden in Lviv gründen, die sich dafür interessieren, und dann werde ich zu meinem Werk [gemeint ist hier offenbar Rukh] zurückkehren.
Ich bin bereit, persönliche Verantwortung zu übernehmen. Auf der Stadtratsitzung stimmen wir [für die Übernahme des Clubs durch die Stadt und die Bereitstellung von mindestens 50 Millionen Hryvna aus dem Stadtbudget für 5 Jahre] und in zwei Jahren werde ich dieses Geld zurückgeben, indem ich den Club in gute Hände verkaufe. Die Entscheidung wird kollektiv und populär sein.
Hiermit konkretisierte er den bei der Stadtratsitzung letzte Woche Donnerstag gemachten Vorschlag: es geht also offenbar darum, dass die Stadt Geld zur Verfügung stellt, das dem Club helfen soll, um – unter seiner Führung – wieder auf die Beine zu kommen. Danach würde sich seiner Vision nach der Club wieder wieder in einem Zustand befinden, der ihn attraktiv für potentielle Käufer machte, so dass aus einem Verkauf der Stadt das vorgestreckte Geld zurückgezahlt werden könne.
Dabei stellt sich natürlich die Frage, was eigentlich in diesen zwei Jahren passieren soll oder auch nur kann, so dass nach dieser Zeit der Club plötzlich wieder profitabel und somit attraktiv für Investoren würde? Ein UPL-Club ist derzeit nichts, womit jemand Geld verdienen kann: praktisch alle Clubs hängen am Tropf von Mäzenen, die für die Kader und ihren Betrieb zahlen. Andere Clubs, die keine derartigen Geldgeber haben, sind schon aus der Liga verschwunden. Auch wenn wir Koslowskyj zutrauen, sein Geschäft zu verstehen, muss hier doch die Frage erlaubt sein, wie er eine solche Entwicklung herbeiführen will.
Es ist deutlich, dass Koslowskyj ein Herz für den Club hat, hatte er ihm doch bereits einmal den Hals gerettet, als er durch sein Eingreifen die potentiell existenzgefährdende Hudyma-Affäre beendete. Er berichtete auch von insgesamt fünf Treffen mit Petro Dyminskyj, wo es offenbar um einen Verkauf des Clubs gegangen und zu keiner Einigung gekommen sei.
Gerade das ist ein weiterer Knackpunkt. Die Stadt kann den Club ebensowenig wie ein privater Investor gegen den Willen der Eigentümer übernehmen. Und hier gibt es einige Hindernisse: Ihor Kolomojskyj, dem offenbar knapp die Hälfte des Clubs gehört, will dem Vernehmen nach den Club nicht verkaufen, solange er nicht die rund 25 Mio Euro zurückbekommt, die er einstmals in den Club gesteckt hatte. Petro Dyminskyj wiederum scheint alles auf die eine Karte zu setzen, die Zustimmung der Stadt für ein Investitionsprojekt zu erhalten, von welchem durchaus realistisch sowohl der Club als auch er selbst profitieren könnte. Wäre er u.U. bereit, nach einer endgültigen Entscheidung der Stadt gegen das Projekt seine Position zu ändern?
Der Vorstoß Koslowskyjs hat für eine Menge Gesprächsstoff gesorgt, aber letztendlich hat sich im Grunde nichts geändert: ohne eine Zustimmung durch Dyminskyj und Kolomojskyj wird der Club nicht den Besitzer wechseln – egal, ob der Käufer privat oder öffentlich ist. Die derzeitige Präferenz der Clubführung ist klar: sie hofft darauf, dass es letztlich doch noch eine Entscheidung der Stadt zu ihren Gunsten gäbe. Alles andere wird bis auf weiteres eine Art Plan B bleiben, der entweder in einem Ärmel steckt oder – kaum weniger wahrscheinlich – noch nicht einmal bis zum Ende durchgedacht ist.