»Wir wollen einen grundlegend anderen Verein aufbauen.«

Die Clubführung von FK Karpaty Lviv wandte sich heute mit einem Schreiben an die Öffentlichkeit und auch den Präsidenten des Lviver Fußballverbands, Oleksandr Schevtschenko, um auf verschiedene an sie gerichtete Vorwürfe einzugehen.

Photo: © Informationszentrum «FK Karpaty»

Nach dem Statement von Clubeigentümer Oleh Smalijchuk vergangenen Samstag, in dem Oleksandr Schevtschenko dafür kritisiert wurde, das Vorhaben zur „Erneuerung“ blockiert zu haben, hatte jener vergangene Woche mit Vorwürfen gegen die Vereinsführung geantwortet. Ebenso meldeten sich auch andere zu Wort, etwa Myron Markewytsch, die wenig Schmeichelhaftes über die Karpaty-Führung zu sagen hatten. Hier ist die kürzlich bereits von Serhij Bolotnikov angekündigte Antwort in voller Länge.

Wir haben mit Interesse die Reaktion des Vorsitzenden des Lviver Fußballverbands, Oleksandr Schevtschenko, auf die Worte von Oleh Smalijchuk gelesen. Es ist deutlich, dass Oleksandr Jakovytsch eine persönliche Abneigung gegen einen der Miteigentümer des Clubs hat. Daher schlagen wir vor, den Dialog vom Format „Smalijchuk vs. Schevtschenko“ in „Karpaty vs. LAF [Lviver Fußballverband]“ zu überführen. Auf diese Weise können wir unnötige Emotionen vermeiden und das Problem artikulieren – es geht nicht um Smalijchuk, Schevtschenko, Dyminskyj, Katya Parpa oder jemand anderen. Es geht um das Schicksal des führenden Clubs in der Westukraine.

Also, Punkt für Punkt.

1. Die erste Behauptung von LAF: „Karpaty“ leiden unter der Arbeit des Managements.

Hier müssen wir einer Meinung sein – ohne diese Führung hätte der Verein wirklich nicht gelitten – er würde jetzt einfach nicht mehr existieren.

2. Das Treffen mit der „Fußballgemeinschaft von Lviv“, das nie stattgefunden hat.

Wir, das Management von Karpaty, waren bei diesem Treffen nicht anwesend und wissen nicht genau, was genau zu seinem Scheitern geführt hat. Aber wir verstehen nicht, warum Karpaty dem FK Lviv und Rukh berichten sollte, wie genau wir den Verein retten werden. Selbst in den wildesten Phantasien könnte man sich kaum vorstellen, dass der englische Fußballverband den neuen Besitzer von „Arsenal“ dazu zwänge, sich beim Management von „Tottenham“ und „Crystal Palace“ für ein Vorhaben mit dem Verein Zustimmung abzuholen. Dazu dann noch im Büro von „Crystal Palace“. Denn aus irgendeinem Grund war dieses Treffen mit der „Fußballgemeinschaft von Lviv“ im „Grand Hotel“ geplant. Wenn wir etwas nicht mitbekommen haben und sich die Adresse des Büros des Lviver Fußballverbands geändert haben sollte, bitten wir um Entschuldigung.

3. Fehlende Garantien für die Finanzierung von FK Karpaty. 

Dies ist das erste Mal, dass wir von solchen Anforderungen für den Beitritt zum LAF erfahren. Berichten auch die Eigentümer aller anderen Clubs in der Region Lviv, wie viel Geld sie haben, woher diese Mittel stammen und wie genau sie ausgegeben werden?

Aber das Wichtigste ist hier die Aussage, dass der Club von einer wohlhabenden Person unterhalten werden sollte. Es ist sehr seltsam, dass der Lviver Fußballverband tatsächlich einen Verstoß gegen das Financial Fairplay fordert. An den Beispielen von „Karpaty“, „Dnipro“, „Metalist“ und vielen anderen Clubs sehen wir, wozu dies geführt hat. 

Wir wollen einen grundlegend anderen Verein aufbauen, der sich selbst finanziert. Dies ist realistisch – und ist sogar schon von einigen ukrainischen Vereinen über einige Zeiträume hinweg bewiesen worden. Es ist nur so, dass die Oligarchen jahrelang, sogar jahrzehntelang durch ihre eigenen Medien in unseren Köpfen die Überzeugung verankert haben, dass es ohne sie keinen Fußball geben würde, dass sie der Messias sind, dessen Füße jeder küssen, und noch besser: für sie oder ihre Parteien stimmen sollte.

Selbstversorgung kann nicht von einem Tag auf den anderen Wirklichkeit werden. Deshalb trägt Oleh Smalijchuk seit drei Monaten die Kosten des Clubs. Weiterhin stützen wir uns auf die Ressourcen, die dem Lizensierungsausschuss gemeldet und und von ihm genehmigt wurden. Theoretisch sollte der LAF ihren Kollegen beim UAF [Ukrainischer Fußballverband] vertrauen – solche Fragen würden dann erst gar nicht auftauchen.

4. Aus dem letzten Punkt ergibt sich der nächste – das Unverständnis dafür, dass wir keine Zeit haben, vom Amateurfußball neu zu beginnen.

Wir wollen das erklären. Das System und die Infrastruktur von „Karpaty“ sind auf das Niveau der UPL, auch der Europapokale, ausgerichtet. All das zu erhalten ist sehr teuer. Aber das Einkommen im Amateurfußball ist null. Unter solchen Bedingungen mehrere Jahre zu existieren, wäre für den Verein sehr schwierig und gefährlich. Wir könnten natürlich die gesamte Infrastruktur aufgeben und alles ruinieren. Aber wir mögen das Prinzip „Zerstören ist leichter als Aufbauen“ nicht – dies ist keine weitsichtige Strategie.

Trotzdem haben wir diese Option sogar in Betracht gezogen. Bei dem Treffen mit dem Management von „Karpaty“ gab es seitens des LAF jedoch keine Zustimmung, selbst über einen möglichen Start des erneuerten Clubs im Amateurfußball.

Und noch etwas: Stellen wir uns vor, Karpaty würde diesen Weg wirklich gehen. Alle unsere Spieler würden den Status freier Agenten erhalten. Uns ist bekannt, dass Rukh bereits Verträge mit vielen unserer jungen Spieler unterzeichnet hatte. Hier haben Sie die Antwort auf die Frage, warum Rukh in der ersten Runde der U-19- und U-21-Meisterschaften nicht antreten konnte – weil wir unseren Status als Proficlub behalten haben. Das heißt, würden Karpaty dem vom LAF empfohlenen Weg folgen, würde das Rukh sehr helfen. Es mag nur ein Zufall sein, aber es ist schon verdächtig.

5. Der Verdacht, dass der Prozess der Rettung der Karpaten ein Spiel der Oligarchen ist

Es sieht so aus, dass es den Vorwurf gibt, Oleh Smalijchuk sei Dyminskyjs Mann. Uns leuchtet nicht ganz ein, weshalb Dyminskyj Karpaty mit Smaliychuks Händen erneuern sollte, wenn er es in aller Ruhe selbst tun könnte. Und wir waren sehr überrascht, dass die LAF darüber so besorgt ist, wir zitieren, „am meisten bei dieser Sache“.

Also, als der LAF Mitte der Saison 2017/18 Veres akzeptierte, wonach der Club aus Rivne und der FK Lviv ihre Mitgliedschaft in den Ligen tauschten, war das kein Problem. Die Tatsache, dass praktisch alle ukrainischen Clubs Spielzeuge von Oligarchen sind, besorgt den LAF auch nicht. Selbst, als zwei Oligarchen vor den Augen des LAF mit Karpaty spielten und sie bis in den klinischen Tod führten, gab es keine Einmischung, geschweige denn eine öffentliche Erklärung.

Aber jetzt, wo wir versuchen, Karpaty zu retten, hat der LAF plötzlich einen so schlimmen Verdacht, dass er dem Club lieber hilft zu sterben als ihm eine Chance zu geben? Nach dieser Logik könnte jeder neue Besitzer von Karpaty Dyminskys Mann genannt werden – eine ideale Anschuldigung, weil derjenige kaum in der Lage wäre, das Gegenteil zu beweisen.

***.

Wir, das Team, die Fans und wohl auch der LAF – alle haben die Unsicherheit und auch diese öffentliche Kommunikation satt. Es gibt jedoch eine sehr einfache Möglichkeit, dieses Problem zu lösen und zu beweisen, dass niemand irgendwelche dunklen Pläne verfolgt. Geben Sie Karpaty grünes Licht – lassen Sie den erneuerten Club in der LAF zu. Wenn wir es in ein paar Jahren nicht geschafft haben sollten, Karpaty zu aufzurichten, die Schulden zu begleichen, oder wenn Petro Dyminskyj plötzlich in den Club zurückkehren sollte – gehen Sie dann davon aus, dass wir keinen Erfolg hatten. In dem Fall sind wir bereit, Karpaty an Oleksandr Schevtschenko zu übergeben – dann kann er zeigen, wie man den Club führt – oder ihn den richtigen „reichen Leuten“ geben. Es ist eine Win-Win-Situation – wir erhalten die Chance, Sie erhalten Garantien, die Karpaten erhalten Leben.

Wir hoffen auf Ihren gesunden Menschenverstand, erwarten Ihre Antwort und beenden hiermit den öffentlichen Austausch, um daraus keinen Zirkus werden zu lassen.

28. August 2020

Quelle: Internetseite FK Karpaty