Bolotnikov antwortet auf die 10 meistgestellten Fragen

Auf seiner Facebookseite ging Serhij Bolotnikov heute auf die am häufigsten gestellten Fragen (oder Vorwürfe) bezüglich des Clubs ein. Hier ist eine Übersetzung ohne weitere Kommentare.

Serhij Bolotnikov, Photo: Sport 24

Karpaty haben schon oft erzählt, was mit dem Club los ist. Aber ich muss es noch einmal tun – so detailliert und offen wie möglich. Erstens, weil viele Menschen die Situation immer noch nicht vollständig oder nicht bis zum Ende verstehen. Zweitens haben wir angefangen, Spiele mit Zuschauern abzuhalten und mit dem Online-Ticketverkauf begonnen, d.h., wir nehmen Geld von Euch. Und dies bedeutet für uns eine noch größere Verantwortung und Verpflichtung, transparent zu sein, denn dies ist der Club, den wir aufbauen werden. Passt auf, jetzt kommt eine Menge Buchstaben.

1. Ihr habt Karpaty zu Grunde gerichtet und seid in irgendwelche finsteren Geschäfte verwickelt.

Nicht wir. Der Club Karpaty in seiner jetzigen Form war zum Scheitern verurteilt und lief die ganze letzte Saison über in seinen Untergang. Der eine Investor interessierte sich sowieso nicht für das Leben des Clubs, und der andere hörte ganz einfach auf, ihn zu finanzieren. Gleichzeitig teilten sie nichts miteinander und warfen einander Knüppel zwischen die Beine. Unter diesen Umständen war der Tod von Karpaty nur eine Frage der Zeit. So sieht der Preis für den „oligarchischen“ Fußball aus.

Smalijchuks Ankunft ist eine Überlebenschance für Karpaty, obwohl es von außen genau umgekehrt aussieht. Hätte Oleh Karpaty in der letzten Sekunde ihres Lebens übernommen, würde alles Negative und die Schuld zu Recht den „Vorgängern“ zugeschrieben werden, wobei Smalijchuk dann der Retter auf dem weißen Pferd wäre. Stattdessen geht nun der Verein mit ihm in die Druha Liha [ukr. 3. Liga] und versucht, einige „finstere Geschäfte“ zu betreiben.

Tatsächlich ging Smalijchuk so rational wie möglich vor, vielleicht sogar zu sehr. Es ist sinnlos, Energie, Zeit und Geld in einen Verein zu zu investieren, der nicht zu retten ist. Aufgrund der Schulden hätte er die Lizenz nicht erhalten, selbst wenn er auf wundersame Weise sportlich in der UPL geblieben wäre. Da ist es besser, Ressourcen für die Wiedergeburt zu investieren als für erbärmliche Beerdigungen.

2. Um die Saison zuende zu spielen war kein Geld da, stattdessen dafür, Rukhs Rivalen zu stimulieren?

Ich werde hier nicht diskutieren, das ist ein relevantes Argument. Ich hätte die Idee eines derartigen Trollings auch nicht unterstützt, wenn ich zu der Zeit schon im Club tätig gewesen wäre. Aber dieses Argument ist auch schwach, denn das Beenden der Saison ist um ein Vielfaches teurer, es geht da um Millionen von Hrywna. Seien wir ehrlich, Fußball – das ist Konfrontation und Emotionen. Eine Person zur Hysterie zu treiben, die auf Kosten des schwierigen Zustands von Karpaty PR für sich betreiben wollte, das ist von unschätzbarem Wert 🙂

3. Warum habt Ihr etwas auf Euch genommen, was Ihr nicht könnt? Es gab andere, die bereit waren, Karpaty zu kaufen!

Wenn es noch andere potenzielle Käufer gegeben hat, war es nicht Smalijchuk, der sie daran hinderte, den Club zu kaufen, oder? Dies ist ein Vorwurf an Dyminskyj – er hat diese Entscheidung getroffen. Warum ist das so? Vielleicht hoffte er, eine gewisse Verbindung zum Verein aufrechtzuerhalten und im Falle seiner Rückkehr in die Ukraine zumindest irgendwie am zukünftigen Erfolg von Karpaty beteiligt zu sein. Aber ich hoffe, dass nach der Geschichte mit dem Vereinszentrum nun alle überzeugt sind – wir haben uns nicht aufgemacht, seine Marionetten zu sein, und er selbst hat alle Brücken niedergebrannt.

4. Heißt das, dass dieser FK Karpaty bald verschwinden wird? Wird er wenigstens diese Saison beenden?

Im Sommer versuchte Smalijchuk mehrere Wochen lang, sich mit Kolomojskyj zu treffen, aber dazu kam es nicht. Wir wissen nicht genau, was er will und ob er überhaupt etwas will. Und ohne ein solches Gespräch ist es unmöglich, den Verein zu retten – ohne die Zustimmung des anderen Miteigentümers können wir keine wichtigen Reformen durchführen, wir könnten beispielsweise nicht einmal den überflüssigen Bus verkaufen.

Aber zumindest in dieser Saison wird PFK Karpaty noch leben. Erstens, weil die geringen Chancen, diese juristische Person zu erhalten, weiterhin bestehen. Zweitens haben wir weder den Wunsch noch die Möglichkeit, Millionen von Dollar auszugeben. Der existierende Club ist unser wichtigstes Kapital. Daran hängen Spielerverträge, Schulden anderer Vereine an uns, die Marke für Sponsoren, das Stadion, Eigentum usw. Deshalb haben wir den professionellen Status des Vereins beibehalten und sind in die Druha Liha gegangen.

5. Diese „Karpaty“ haben keine sportlichen Ziele?

Wenn wir schon verstehen, dass dieser Verein verschwinden wird, wäre es dumm, sich hohe Ziele zu setzen und Ressourcen dafür zu investieren. Selbst wenn diese Ressourcen verfügbar wären, können wir aufgrund der Transfersperre keine neuen Spieler berufen. Und einige Spieler, die unter dem Einfluss eines berühmten Agenten stehen, wollten ihre Zukunft nicht mit Karpaty verbinden und glauben überhaupt, dass ihr Niveau viel höher ist als das der Druha Liha.

Beim bestehenden Club Karpaty wird unsere Jugend spielen, die so die Chance bekommen, sich zu beweisen und sich später in dem erneuerten FK Karpaty wiederzufinden oder nach Europa zu gehen. Trotz aller Probleme sind die Jungs guter Dinge – sie wollen Fußball und nicht kick-and-rush spielen und gewinnen. Wer weiß – vielleicht schaffen sie es? Besonders, wenn nach der Wahl viele Teams finanzielle Probleme haben könnten. Daher ist es eine Sünde, diese Karpaty nicht zu unterstützen. Eine solch schwierige Übergangszeit ist kein Grund, sich vom Club abzuwenden. Wir haben, was wir haben – und im Moment gibt es keine anderen Karpaty.

6. Ihr Vollpfosten, warum habt Ihr das Wappen geändert?!

Wir hofften, dass das jeder verstehen würde, aber es gibt immer noch viele solcher Kommentare – also müssen wir es wohl ganz direkt sagen. Die Marke Karpaty ist der Name, das Wappen, die Farben, die Geschichte und die Unterstützung der Fans. Ohne das erhalten wir nur eine leere juristische Person, für die sinnlos ist zu kämpfen. Mit dem Verständnis, dass die bestehende juristische Person – KPF „Karpaty“ – nur eine minimale Überlebenschance hat, versuchen wir, das Wertvollste zu erhalten, was sie hat. Aus diesem Grund wurde das Wappen vom Clubgelände entfernt und auf die Ultras übertragen. Wenn der erneuerte FK Karpaty geschaffen wird und die Fans sehen, dass wir wirklich das tun, was wir versprochen haben, werden sie alte Logo auf uns übertragen. Das neue Logo wurde extra so schrecklich gemacht, dass jeder schon erraten konnte, dass es sich nicht um ein bewusstes Rebranding handelte. Das Problem ist, dass es nur ein paar Monate dauern sollte und nun für die ganze Saison verwendet werden muss. Darum tut es uns leid 😦

7. Wie und wann werdet Ihr denn nun diese erneuerten Karpaty schaffen?

Es gab zwei Möglichkeiten, Karpaty neu zu schaffen. Die erste ist eine, die in unserem Fußball bereits bekannt ist – einen Verein von Grund auf neu zu gründen, so etwas wie „Karpaty-1963“, die Schulden zu ignorieren und im Amateurfußball zu beginnen, wenn eine „Problemlösung“ mit den notwendigen Leuten gefunden wird. Diese Option passte definitiv nicht zu uns. Wir wollen uns nicht auf Finanzbetrug einlassen und werden unsere Seelen nicht an den Teufel verkaufen. Und vor allem ist es ein kritischer Zeitverlust, im Amateurfußball zu beginnen. Nur in der UPL kann man das notwendige Geld für die eigene Existenz und die Entwicklung des Clubs verdienten – wir müssen also so schnell wie möglich mit allen legalen Mitteln dorthin gelangen.

Deshalb haben wir uns für den zweiten Weg entschieden – auf der Grundlage eines bestehenden Vereins in der Druha Liha die neuen Karpaty zu schaffen und freiwillig die alten Schulden des Clubs zu begleichen. Es wurden Verhandlungen mit Karpaty Halych und Kalush geführt, die jeweils für sich allein keine Möglichkeit hatten, ein professionelles Niveau zu erreichen. Um sich mit ihnen zu vereinen, war es notwendig, den Registrierungsort des Vereins auf Lviv zu ändern und Mitglied des Lviver Fußballverbandes zu werden. Aber der hat diese Idee nicht unterstützt.

8. Nichts ist hier klar. Ist Karpaty Halych der erneuerter FK Karpaty oder nicht?

Derzeit ist „Karpaty“ Halych einfach nur „Karpaty“ Halych. Es hat seinen Besitzer und Präsidenten, sein Team, es spielt in Burschtyn (das Stadion in Halytsch entspricht nicht den Standards) usw. Aber seit einigen Jahren ist Karpaty Halych ein Partnerclub von Karpaty Lviv. Deshalb helfen wir ihnen auch jetzt wo wir können – auf kommerzieller Ebene. Es ist möglich, dass wir uns nächste Saison mit ihnen zusammenschließen, um ein neues Karpaty Lviv zu schaffen. Aber andere Optionen sind auch möglich.

Sieht dieser Plan solide aus? Nein. Gab es andere, solidere Optionen? Nein. Ist es normal, sich über Solidität zu beschweren, wenn Ihr an Euren Haaren aus der Welt gerissen werdet? Das glaube ich auch nicht. Wenn Ihr nicht einverstanden seid, werde ich mir mit Interesse Eure Version, wie wir hätten vorgehen sollen, anhören.

9. Wir haben die Nase voll von Euren ständigen Beschwerden über andere.

Ich mag keine Verschwörungstheorien, aber schauen wir uns das Ganze mal genauer an. Lokale Feudalherren geben sich nicht mit einer Nebenrolle zufrieden, auch nicht im Fußball. Sie träumen davon, lokale Könige zu werden, neue Dyminskyjs. Deshalb wollen sie entweder die wertvollste Fußballmarke in der Region besitzen oder dass sie überhaupt nicht existiert.

Und hier erscheint Smalijchuk. Er hat kein Geschäft in der Ukraine, d.h., er ist kein Teil dieses Systems. Er muss nicht mit jemandem befreundet sein, damit alles reibungslos läuft, man kann ihn mit nichts erpressen, man kann ihm nichts wegnehmen. Man kann mit ihm keine Vereinbarungen treffen – er verplappert sich nicht und spricht mit diesen Feudalherren in verschiedenen Sprachen, weil sie unterschiedliche Werte und Prinzipien haben.

Außerdem verspricht Smalijchuk, nicht nur Karpaty zu erhalten, sondern auch das System des oligarchischen Fußballs zu durchbrechen – einen grundlegend anderen Fußballverein aufzubauen. Stellt Euch vor, wie diesen Feudalherren vor den Augen der Fans die Luft ausginge, wenn Smaliychuk Erfolg hat. Da sie ihn nicht persönlich erreichen können, werfen sie stattdessen dem Club Knüppel zwischen die Beine.

10. Okay, gehen wir mal davon aus, dass das alles stimmt. Für was wollt Ihr Karpaty entwickeln?

Die finanzielle Situation im Club ist jetzt sehr schwierig – es gibt Schulden gegenüber dem Team, den Angestellten und unseren Partnern. Wir suchen jeden Tag nach Geld, damit der Club weiter existiert. Wir haben darauf gehofft, dass das Geld, das uns andere Vereine schulden, eintrifft, aber die Situation mit dem Coronavirus wird immer komplizierter, und dies wirkt sich direkt auf das Finanzielle im Fußball aus. Wenn alle ihre Schulden bei Karpaty beglichen, hätten wir genug für Gehälter, die Saison zu beenden, die ersten Reformen einzuleiten, die Umstrukturierung der Schulden gegenüber anderen Clubs zu beginnen und den erneuterten FK Karpaty zu schaffen.

Wir wollen wirklich einen modernen, europäischen und erfolgreichen Club aufbauen, der seinen Lebensunterhalt selbst verdient. Ihr könnt Smalijchuk hassen, aber Ihr könnt nicht abstreiten, dass er im ukrainischen Fußball einer der besten Manager darin ist, Spieler zu verkaufen. Um alles andere kümmert sich unser Team – Menschen mit einer neuen Mentalität (sehr bald werde ich über meine ersten „Transfers“ berichten :)). Üblicherweise sind Manager im ukrainischen Fußball Menschen, die das Geld des jeweiligen Besitzers mit unterschiedlichem Erfolg ausgeben. Wir haben keine Millionen eines Eigentümers, daher können wir physisch kein anderes Ziel haben als Kosten zu sparen, zu verdienen und zu optimieren. Dies ist ein radikal anderer Ansatz. Wenn es uns gelingt, werden wir die Geschichte des ukrainischen Fußballs neu schreiben.

Wir verstehen die Komplexität der Situation und können uns daher nicht darauf verlassen, dass Ihr uns als Personen unterstützt. Aber wir hoffen sehr auf Eure Liebe zu Karpaty. Gebt uns die Chance, den Verein zu retten – und bewertet dann das Ergebnis. Wir können versprechen, dass wir unser Bestes geben, um Euch nicht zu enttäuschen.

Quelle: Facebook