Rostislav Yashchyshyn: die Schaffung der städtischen Schule „Karpaty-1963“ war ein Fehler und offener Betrug

Im September verloren Karpaty Lviv ihre Kinder- und Jugendschule, die kürzlich eine Kooperationsvereinbarung mit Rukh unterzeichnete. Darüber hinaus planen sie, auf der Grundlage dieser Kinder- und Jugend-Fußballschule in naher Zukunft den Aufbau eines neuen FK Karpaty unter der Leitung von Cheftrainer Andrij Tlumak und Generaldirektor Stepan Yurshchyn, der auch stellvertretender Direktor derselben Schule ist. Wir haben bereits ausführlicher über diese Situation in diesem Artikel geschrieben. Darüber hinaus hat der Verband des Amateurfußballs der Ukraine gestern durch seine Entscheidung für die laufende Saison die neuen „Karpaty“ aufgenommen. Dies bedeutet, dass die Mannschaft am 28. Oktober ihr erstes Spiel bestreiten wird und daher alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, in der nächsten Saison in der Druha Liha [ukr. 3. Liga] – und somit im Profifußball – anzutreten.

Bereits etwas vorher haben wir mit dem Geschäftsführer von Karpaty, Rostyslav Yashchyshyn, über die Gründe der Trennung von der Kinder- und Jugend-Fußballschule gesprochen. Rostyslav beantwortete unsere Fragen und fügte hinzu, dass wir Serhij Bolotnikov bei der Urheberschaft aufnehmen können. Angesichts der Tatsache, dass auf die Fragen Herr Yashchyshyn geantwortet hat, halten wir es für ethisch und logisch, nur ihn als Autoren zu nennen.
Ein Interview aus Brutalnyj Futbol.

Rostyslav Yashchyshyn, Photo: Brutalnyj Futbol

Die Karpaty-Schule ging in den Besitz der Stadt über, dem Verein blieb die Akademie. Was war der Unterschied zwischen diesen beiden Einheiten des Clubs?

Der FK Karpaty kümmerte sich um zwei Ausbildungseinrichtungen – die Kinder- und Jugend-Fußballschule „Karpaty“ und UFK „Karpaty“ (einfacher gesagt die Schule bzw. die Akademie). Die Schule (für Kinder aus Lviv) war Eigentum des Clubs, und die Akademie, wo Kinder aus anderen Regionen ausgebildet wurden, wurde in Teilen von Karpaty und dem Staat unterstützt. Der Club versorgte die Kinder mit einem Kunstrasenplatz, einem Schlafsaal, Trainern, Ausrüstung, Bällen und Trainingslagern, während die Kinder Essen und Schulbildung aus dem Staatshaushalt erhielten. Die finanzielle Situation in beiden Strukturen war wirklich nicht die beste, ebenso wie im gesamten Verein Karpaty – die Gründe sind bekannt. Aber die notwendigsten Dinge, die es beiden Einheiten ermöglichten, bis zu besseren Zeiten durchzuhalten, war der Verein bereit zu liefern oder bereitzustellen. Zum Beispiel hielt die Akademie wie geplant ein Trainingslager ab, obwohl selbst die erste Karpaty-Mannschaft nicht ins Trainingslager fuhr.

Erklären Sie bitte, warum Karpaty die Zusammenarbeit mit der Schule ablehnten, aber die mit der UFK fortsetzte. Was ist der Grund und warum eine solche Wahl?

Zunächst einmal möchte ich betonen, dass Karpaty die Schule nicht aufgegeben haben. Unserer Meinung nach ist die Gründung der städtischen Fußballschule „Karpaty 1963“ ein Fehler und offener Betrug. Es tut uns leid, dass die Stadt von Personen manipuliert wurde, die nur ein Ziel verfolgen – den persönlichen Gewinn. Ich will Ihnen erklären, was passiert ist. Bei dem Treffen von Oleh Smalijchuk mit den Eltern der Schüler der Clubschule wurden klare Entwicklungspläne angekündigt: Die Finanzierung wird mindestens auf dem gleichen Niveau bleiben, alle Trainer, die sich weiterentwickeln wollen, erhalten die Möglichkeit von Praktika in europäischen Clubs. Darüber hinaus wird die Strategie für die Entwicklung des Kinder- und Jugendfußballs vom weltberühmten Unternehmen „SmartFootball“ entwickelt, dessen Gründer, der ehemalige Direktor für Methodik bei Real Madrid, Juan Luis Martinez, nach Lviv kommen und die Qualität aller Prozesse überwachen wird. Darüber hinaus hätten die Karpaty-Schüler die Möglichkeit, ihre geographischen Kenntnis durch Teilnahme an Turnieren von Schulen führender Clubs in Europa zu erweitern.

Gleichzeitig planten Karpaty, die Leitung der Schule umzubesetzen. Die Gründe waren ständige Beschwerden der Eltern, Gerüchte über Korruption in der Schule, veraltete Erziehungsmethoden (Kinder anzuschreien ist inakzeptabel), mangelnde Entwicklung und ein allgemein fragwürdiges Image der Schule. Man hört oft, dass die Karpaty-Schule nach Dynamo und Shakhtar die dritte in der Ukraine sei. Tatsächlich ist das aber ein Mythos. Der Zweck des Kinderfußballs ist keine Auszeichnung, sondern eine qualitativ hochwertige Vorbereitung auf den Erwachsenenfußball. Oleh Smalijchuk erklärte das den Eltern am Beispiel des FC Barcelona – dessen Kindermannschaften gewinnen nicht immer auf nationaler Ebene, aber niemand kümmert sich darum. Die Hauptsache ist, einen neuen Pique, Xavi oder Iniesta für das erste Team auszubilden.

Natürlich war der Direktor der Schule, Ihor Savytskyj, über diese Pläne nicht glücklich. Während des gleichen Treffens mit Eltern lud er alle Anwesenden ein, einen Appell an die Stadtverwaltung zu unterzeichnen, die Schule in ihren Besitz zu übernehmen. Seine Motivation ist klar – seine Position zu halten und weiterhin zu missbrauchen. Wir wissen aus zuverlässigen Quellen, dass Ihor Savytskyj in grobem Verstoß gegen die Vereinbarungen zwischen Schule und Verein Entlassungsurkunden für die Schüler unterzeichnet hat, wodurch dem Verein das gesetzliche Recht verloren ging, eine finanzielle Entschädigung für die Ausbildung der Kindern zu erhalten. Denken Sie darüber nach – der Direktor der Clubschule „gab“ einfach Kinder an andere Clubs. Wir vermuten, dass er gut daran verdient hat. Karpaty stellte ein ganzes Paket von Dokumenten, Beweisen und Fakten zu diesem beispiellosen Fall zusammen und gab es an alle Leitungsgremien des ukrainischen Fußballs weiter – dem Kontroll- und Disziplinargremium des ukrainischen Fußballverbands, der Premier Liha und der Professionelle Fußballliga. Abgesehen davon befanden sich viele Vereine in einer dummen Situation. Mit „getürkten“ Zertifikaten der Schule in der Hand hatten sie unsere Kinder in ihree Teams aufgenommen. Jetzt müssen sie Karpaty die volle Entschädigung zahlen, denn gemäß aller Unterlagen liegt das Recht auf der Seite unseres Clubs.

Karpaty sind nicht gegen eine Zusammenarbeit mit den Stadtbehörden. Eine Kinderschule dieser Größenordnung ist eine sehr teure Sache, es sind ungefähr 10 Millionen Hryvnya pro Jahr. Wenn die Stadtregierung bereit wäre, diese Kosten teilweise oder vollständig zu übernehmen, würden wir eine solche Initiative begrüßen. Aber auch mit dem Verständnis, dass für Transparenz und Verbindlichkeit derartige Mittel direkt an die Schule gehen sollten und nicht auf die Konten des Clubs. Und eine Entschädigung für die Ausbildung sollte dann auch die Kinder- und Jugend-Fußballschule erhalten. Gleichzeitig ist eine Schule ohne professionellen Verein nur eine Sportabteilung. Die Schüler sollten nicht nur lernen, sondern auch die Möglichkeit haben, das ultimative Ziel zu erreichen – Profis zu werden und für die erste Mannschaft zu spielen. Wenn die Schule „Karpaty“ heißt, sollte es offensichtlich eine Brücke zwischen ihr und dem Verein geben, zum Beispiel das erste Recht, Profiverträge mit Schülern der Schule zu unterzeichnen.

Deshalb müssen wir wiederholen – es tut uns sehr leid, dass anstelle eines produktiven Dialogs und einer für alle nützlichen Lösung die Stadtbehörden sich an einer sehr fragwürdigen Geschichte mit Ihor Savytskyj beteiligten, der bereits zu einer populären Persönlichkeit in Massenmedien geworden ist, welche einer Person nahestehen, die ein lebendiger FK Karpaty nervt. (er spricht von Hryhorij Koslowskyj – Anmerkung der „BF“-Redaktion).

In der Karpaty-Schule wurde uns mitgeteilt, dass sie eine Zusammenarbeit mit Karpaty abgelehnt habe, weil der Club weder Mittel für Gehälter, noch für die Kosten der Infrastruktur bereitstellte – beispielsweise für die Vorbereitung von Plätzen. Können Sie dies bestätigen oder dementieren?

Das ist nicht wahr. Es gab eine kurze Zeit, in der es aufgrund des Miteigentümerwechsels zu Verzögerungen kam. Aber noch einmal – Smalijchuk garantierte die volle Finanzierung, das Abhalten von Trainingslagern usw. Bezüglich der Infrastruktur hat, wie bekannt ist, der FK Karpaty im vergangenen Jahr einen Sponsorenvertrag mit dem Unternehmen „Roshen“ unterzeichnet (es handelt sich dabei um etwa eine Million Hryvnya – Anmerkung der Redaktion „BF“). Ohne den Betrag zu nennen, möchte ich doch sagen, dass keine andere Schule in der Ukraine so etwas hatte. Und überhaupt gab es meines Wissens in der Ukraine im Grunde nichts Vergleichbares. Der Club erhielt keinen einzigen Cent aus diesem Vertrag – alles wurde für die Bedürfnisse der Schule ausgegeben. Daher ist es absolut unmöglich zu sagen, dass der Club der Schule kein Inventar zur Verfügung gestellt habe. Plätze? Ja, da gab es eine leichte Verzögerung bei der Vorbereitung, wiederum aufgrund des Eigentümerwechsels. Gleichzeitig zog Oleh Smalijchuk Geld aus der eigenen Tasche und bezahlte die Pflege der Rasenflächen.

Plant der Club, die Zusammenarbeit mit der UFK fortzusetzen, und ist die Gründung einer neuen Karpaty-Schule im Club möglich?

Natürlich wollen wir die Akademie weiterhin unterstützen. Wir haben derzeit vier Altersgruppen, die für die Spiele in der Kinder- und Jugend-Meisterschaft trainieren: U-14, U-15, U-16 und U-17, jeweils 18 bis 20 Kinder sowie die Juniorengruppe U-13. Wir hätten für die Schule das gleiche getan, wenn ihre Führung nicht die oben genannten Schritte vollzogen hätte. Die Schaffung einer neuen Schule ist keine kurzfristige Frage, aber sehr wahrscheinlich, da Oleh Smalijchuk wiederholt gesagt hat, er träume davon, die modernste und europäischste Struktur aufzubauen, in der Kinder wirklich Fortschritte machen, sich entwickeln und lernen können. Dies erfordert natürlich Unterstützung durch Trainer, aber hier sehe ich kein Problem. Wir alle wissen, welche über Verbindungen Oleh verfügt. Wenn ein Trainer das wirklich will, kann er ein Praktikum in jedem Verein der Welt machen.

PS: „Brutalnyj Futbol“ hat bereits mit dem Direktor der Kinder- und Jugendfußballschule „Karpaty“ Ihor Savytskyj gesprochen, ein ausführliches Interview mit dem wird in Kürze erwartet.

Das Interview führte Sofiya Doroshchuk.

Quelle:  Brutalnyj Futbol, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung