Kehrtwende: Carrascal will noch nicht wechseln

Nachdem es vor einigen Wochen noch fast sicher schien, dass Jorge Carrascal in dieser Winterpause River Plate verlassen würde, deutet sich nun eine Wende an.

Jorge Carrascal, Photo: © Informationszentrum «FK Karpaty»

Wir erinnern uns: der FC Al-Ain hatte mit einem sehr hohen Gehalt gelockt und war wohl auch bereit, den Forderungen des argentinischen Clubs (festgeschriebene Ablöse: 20 Mio) zumindest entgegen zu kommen. Später wurde bekannt, dass Carrascal gern in die Serie A nach Italien wechseln würde.

Carrascal hatte sich in den letzten Monaten einen Stammplatz in der ersten Elf seines Vereins erkämpft und praktisch durchgängig hohe Bewertungen für seine Leistungen erhalten, mit der Ausnahme des Copa-Spiels gegen Palmeiras, wo er nach einer Undiszipliniertheit vom Platz gestellt worden war.

Nun allerdings sieht es wohl doch wieder anders aus. Zum Einen zeichnet sich ab, dass das, was – auch angesichts der Corona-Krise – die italienischen Clubs zu zahlen bereit wären (die Rede war von weniger als 8 Mio), weit unter dem bleibt, was der Club verlangt, dann hat River Plate auch in diesem Winterfenster bereits einige Spieler verkauft (etwa Juan Fernando Quintero für 9 Mio, Lucas Martínez Quarta für 6 Mio), so dass er offenbar aktuell wieder „flüssig“ genug ist. Zudem will der Club Carrascal als Spieler mit großem Steigerungspotential im Markt zum gegenwärtigen Zeitpunkt gern halten, wird also nicht auf zu niedrige Angebote eingehen.

Carrascal selber hat nun in der argentinischen Sportpresse zu verstehen gegeben, dass er noch keinen Wechsel in dieser Winterpause anstrebe und die sportlichen Perspektiven, die er aktuell bei River Plate hat, für seine Entwicklung die beste Option seien.

Ob das nun das letzte Wort in dieser Sache ist, ist indes unklar. Sollte sich – wider Erwarten – doch noch ein Angebot materialisieren, das Club und Spieler gleichermaßen in Versuchung bringt, dürfte weiterhin alles möglich bleiben. Wahrscheinlich ist das zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht, da aufgrund der COVID-19-Pandemie aktuell den Clubs ganz einfach die Einnahmen und somit das notwendige Kleingeld für eine große Investition in einen Spieler, der sein Potential noch nicht entfaltet hat, fehlen.

In Lviv werden diese Nachrichten keine Begeisterung auslösen. Ja, wenn River Plate durch die Transfererlöse von 15 Mio in diesem WInter nun wieder etwas „Kleingeld“ hat, sollte es ja eigentlich in der Lage sein, seine Schulden bei Karpaty zu begleichen, die noch vom Transfer Carrascals herrühren und die für Karpaty dazu geführt haben, dass die ihrerseits ihre Schulden beim FC Sevilla nicht bezahlen konnnten, wofür die FIFA eine Transfersperre gegen die Grünweißen verhängt hatte. Allerdings dürfte diese Einnahme allein noch nicht ausreichen, Karpaty Lviv schuldenfrei zu machen; bisher ist man immer davon ausgegangen, dass auch noch die 11%-Beteiligung bei einem Weiterverkauf Carrascals benötigt würden.

Eine Voraussetzung für die Lizenz für die Druha Liha (ukr. 3. Liga) ist das Versprechen der Clubführung, bis zum nächsten Sommer sämtliche Schulden bezahlt zu haben. Nach wie vor ist zudem geplant, dass der Club im kommenden Sommer „erneuert“ wird, was aller Wahrscheinlichkeit nach danach aussieht, dass Name, Wappen und Kader auf eine andere juristische Person übertragen und die alte sich selbst überlassen wird. Das führt nun natürlich zu einem erheblichen Problem, wenn der Weiterverkauf Carrascals und somit die Einnahme an der Beteiligung erst in der kommenden Sommerpause stattfinden sollte – wer hat dann ein Anrecht auf diese Summe? Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das der alte PFK Karpaty sein, somit ginge das Geld faktisch verloren.

Eine weitere Möglichkeit wäre denkbar: River Plate könnte darauf spekulieren, dass der zukünftige Verkaufswert des Spielers noch erheblich wachsen könnte. Da Karpaty dringend jetzt Geld brauchen, wäre durchaus ein Deal möglich, in dem sich beide gegen eine sofortige Zahlung seitens River Plate darauf einigen, dass Karpaty die Rechte auf die Beteiligung an einem Weiterverkauf aufgeben.

All das sind aktuell nur Überlegungen, denn noch ist nichts passiert, und wer weiß, ob und wie im kommenden Sommer die angekündigte „Erneuerung“ stattfindet. Es dürfte aber klar sein, dass für Karpaty das beste ein Verkauf Carrascals in dieser Winterpause für einen möglichst hohen Kaufpreis wäre. „Wäre, wäre, Fahrradkette“ sagte kürzlich schon der Fußballphilosoph Lothar Matthäus.