Verwirrung um angeblich ausstehende Zahlung für Carrascal

In den vergangenen Tagen machte eine Meldung die Runde in der ukrainischen Sportpresse, nach der der argentinische Club River Plate die fällige Ablöse für Jorge Carrascal an Karpaty noch nicht geleistet habe. Plausibel wirkt das allerdings aus mehreren Gründen nicht.

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Jorge Carrascal, Photo: © Informationszentrum «FC Karpaty»

Das Ganze schein seinen Ursprung bei einer Meldung auf Deportes zu haben, wo berichtet wird, Karpaty verlange von River Plate die fällige Ablöse von 2.5 Mio Euro. Das kann aber eigentlich nicht stimmen, wie aus der Vorgeschichte deutlich werden dürfte.

Der damals noch verletzte Jorge Carrascal kam 2017 per Leihe mit Kaufoption von FC Sevilla B. Nachdem der Spieler sich erholt hatte, wurde er in der Rückrunde der Saison schnell zum Leistungsträger, der am Klassenerhalt einen wesentlichen Anteil hatte. Entsprechend zog man in Lviv die Option und verpflichtete ihn für die vereinbarten 2 Mio Euro.

Im Januar 2019 wechselte Carrascal dann nach Argentinien zu River Plate. Auch hier geschah das per Leihe mit Kaufoption – 500.000 Euro Leihgebühr sofort und bei Interesse nach einem Jahr 3 Mio Ablöse abzüglich der Leihgebühr, also am Ende 2.5 Mio Euro, zuzüglich 10% Beteiligung am Erlös bei einem eventuellen Weiterverkauf.

Gegen Ende 2019 wurde bekannt, dass River Plate die Option ziehen und Carrascal fest verpflichten würde. Außerdem stellte sich heraus, dass Karpaty Carrascals früherem Club, Sevilla, noch die 2 Mio Euro Ablöse schuldeten, und dem Club bei Nichtbezahlung bis Ende 2019 eine lange Transfersperre drohte.

Da Karpaty über diese Summe nicht verfügten und bei Zahlungseingang der fälligen Ablöse von River Plate nicht mehr rechtzeitig gezahlt werden könnte, war guter Rat teuer. Hier meldete sich nun Ex-Geschäftsführer Oleh Smalijchuk zu Wort und schlug vor, mit River Plate zu vereinbaren, dass jene den Sevilla zustehenden Teil der Ablöse direkt nach Spanien und nur die restlichen 500.000 an Karpaty überwiesen.

Mit diesem Vorgehen schienen alle einverstanden zu sein, und tatsächlich verpflichtete River Plate Carrascal ab 1. Januar 2020 fest. Karpaty wurden nicht für die Nichtbezahlung der Ablöse an Sevilla bestraft, weshalb man davon ausgehen kann, dass der Plan damals erfolgreich genau so umgesetzt wurde.

Was bringt aber nun Deportes dazu, von einer noch ausstehenden Zahlung an Karpaty zu schreiben? Hier kann man nur spekulieren. Am plausibelsten scheint hier, dass Information „lost in translation“ gegangen ist. In der ukrainischen Sportpresse wurde in der letzten Zeit häufiger davon berichtet, dass Carrascal möglicherweise bald nach Europa wechseln könnte, wodurch dann Karpaty in den Genuss der vereinbarten 10% der Ablösesumme kämen.

Carrascal hat bei River Plate eine festgelegte Ablösesumme von 20 Mio Euro, und es scheint Interessenten zu geben, die bereit wären, Geld in der Größenordnung auszugeben. 10% von 20 Mio wären 2 Mio, was schon dem ziemlich nah kommt, wovon hier die Rede war. Es spricht einiges dafür, dass hier etwas durcheinander gebracht und danach eifrig voneinander abgeschrieben wurde.

[edit] Tatsächlich scheinen die Berichte doch zu stimmen: Schulden bei Sevilla nicht bezahlt – Transferverbot!