Nach ihrer Niederlage in Poltawa überwintert die Mannschaft nun auf dem letzten Tabellenplatz, der den Abstieg bedeutet. Aber das ist leider bei weitem noch nicht alles an Problemen, die der Club überwinden muss, um auch in der nächsten Saison noch in der UPL zu existieren.

Die finanzielle Situation ist nach allem, was bisher öffentlich bekannt geworden ist, kritisch.
Schulden aus Transfers
Der Club steht nach wie vor kurz vor einer dreijährigen Transfersperre, die von der FIFA angedroht wurde, falls nicht bis zum 31.12. dieses Jahres die vereinbarte Ablösesumme für Jorge Carrascal an FC Sevilla bezahlt würde. Über diese Summe verfügt der Club nicht, wird aber, so ist vereinbart worden, an genau jenem Tag 3.5 Mio Euro aus dem Weiterverkauf des Spielers an River Plate erhalten.
Nun muss das Geld natürlich am selben Tag in Sevilla sein, was technisch kaum möglich ist. Hier kam Ex-Vizepräsident Oleh Smalijchuk zur Hilfe, von dem Carrascal ja seinerzeit verpflichtet worden war. Er vereinbarte mit River Plate, dass die die geschuldete Summe gar nicht erst nach Lviv, sondern direkt nach Sevilla überweisen. Nun muss das alles nur noch funktionieren, und ob es das hat, werden wir wohl in der nächsten Woche erfahren.
Gerüchten zufolge ist das aber nicht die einzige Transferschuld des Vereins. Angeblich steht, ebenfalls an FC Sevilla, noch eine Zahlung einer Transfergebühr aus, die damals für den Wechsel von Marian Shved zurück aus Spanien nach Lviv vereinbart worden war. Die Rede ist hier von 500.000 Euro. Ob das so stimmt, ist nicht gesichert, aber sollte es der Fall sein, würde es den gesamten Erlös aus dem Carrascal-Transfer verschlingen.
Ausstehende Spielergehälter
Wie das Portal footboom berichtete, gingen mit dem Beginn der Winterpause die einheimischen Spieler mit 2.5 Monaten Zahlungsrückstand in den Urlaub, nur die Legionäre seien bezahlt worden.
Das wirft natürlich die Frage auf, wie der Verein den Spielbetrieb überhaupt aufrecht erhalten will, zumal verschiedene Quellen berichtet haben, dass Clubeigentümer Dyminskyj die Zahlungen eingestellt habe. Als Gründe wurden sowohl die Eigentumsverhältnisse (angeblich besitzt Kolomojskyj 50% des Clubs und hat weder Interesse, in ihn zu investieren, noch, ihn zu verkaufen) als auch laufende Verhandlungen mit der Stadt Lviv um das Stadion „Ukrajina“ und das Gelände um es herum genannt, wo der Präsident offenbar eine Haltung der Art „ganz oder gar nicht“ einnimmt.
Somit dürfte klar sein, dass ein weiterer Spielbetrieb nur möglich ist, wenn es gelingt, die laufenden Kosten zu senken und zusätzlich entweder eine neue Geldquelle aufgetan oder Geld durch Spielerverkäufe eingenommen wird.
Katastrophale Hinrunde
Schlimmer wird die Situation noch durch die sportliche Lage. Die Mannschaft befindet sich auf dem letzten Tabellenplatz, der den automatischen Abstieg bei Saisonende bedeutet. Eigentlich ist ein Klassenerhalt lange nicht so einfach gewesen wie dieses Jahr, da nur ein Team absteigt und zudem mit Volyn, Olimpik und FK Lviv auch weitere Clubs in sowohl finanziellen als auch sportlichen Schwierigkeiten stecken.

Leider ist es Trainer Roman Sanzhar aber nach dessen Verpflichtung nicht gelungen, sowohl einen offensiveren Stil als den seines Vorgängers, Oleksandr Chyzhevskyj, spielen zu lassen als auch die letzten Sommer neu formierte Mannschaft in die obere Tabellenhälfte zu führen. Die Probleme sind vielfältig.
Während die in der letzten Saison noch schlechtere Abwehr komplett ausgewechselt worden war und auch verbessert wirkt (Martins, Hall, Vakulenko und Dubinchak haben alle einen guten Eindruck hinterlassen), fehlt es nach wie vor an Durchschlagskraft im Angriff, und da Sanzhar mit mehr Risiko spielen lässt, kassiert die Mannschaft am Ende deutlich mehr als sie an Toren erzielt. Tatsächlich hat es in den letzten Spielen kaum überhaupt Tore aus dem Feld gegeben – die allermeisten gelangen nach Standardsituationen.
Nach dem Abgang von Marian Shved zu Celtic Ende der letzten Saison fehlt der Mannschaft vorn Feuerkraft. Hutsulyak hat als Vollstrecker immer wieder enttäuscht und scheint am besten auf dem rechten oder linken Flügel aufgehoben. Jennings zeigte einige gute Ansätze, ist aber mangels Kopfballstärke auch eher kein Mann für die zentrale Position; und ohnehin hat er den Club – möglicherweise wegen ausbleibender Gehaltszahlungen – vorzeitig wieder verlassen. Jaroslaw Deda zeigte zwei starke Spiele und verschwand dann wieder in der Versenkung.
Immerhin traf Alexandru Boiciuc in den letzten zwei Spielen gleich zweimal und scheint langsam in Fahrt zu kommen. Nur ist er ein klassischer Mittelstürmer, der auf die Zuarbeit seiner Mannschaft (Flügel, Mittelfeld) angewiesen ist, und die gibt es in der Mannschaft zur Zeit ganz einfach nicht – es wird eher „spanisch“ mit Kurzpässen in den Strafraum gespielt, statt den zentralen Mann vorn zu „füttern“.
Torwart Kudryk, der zunächst mit starken Leistungen die Entscheidung Sanzhars, ihm statt dem zurückgekehrten Eigengewächs Roman Pidkivka das Vertrauen zu schenken, gerechtfertigt hatte, machte durch zwei vollkommen unnötige Platzverweise innerhalb von drei Spielen wieder vieles zunichte. Da Pidkivka nicht zur Verfügung stand (offiziell: verletzt, aber näheres weiß man nicht), musste U21-Torwart Andrij Artym ihn vertreten und wirkte überfordert, was zumindest im letzten Saisonspiel in Poltawa eine Auswirkung auf das Spielergebnis hatte.
Wie auf footboom berichtet, gibt es wohl auch Probleme mit der Atmosphäre in der Umkleidekabine. Di Franco, ein Vorbild auf dem Platz, scheint einen problematischen Charakter zu haben, der dazu offenbar beiträgt. Generell dürfte die Stimmung bei den Legionären ein Problem darzustellen, da jene erfahrungsgemäß weniger als die Einheimischen bereit sind, verspätete oder ausbleibende Gehaltszahlungen zu akzeptieren.
Was als nächstes zu erwarten ist
Wenn am 15. Januar der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen wird, werden wir schon nicht mehr die selbe Mannschaft sehen, die noch in der Hinrunde gespielt hat. Es ist zu erwarten, dass Spieler, die noch etwas einbringen, wie etwa Ponde und Di Franco, eilig (und dadurch wohl auch unter Wert) verkauft werden. Andere, wie etwa Vojkovic, Jennings oder Dubinchak, sind bereits gegangen. Weiterhin ist davon auszugehen, dass der Club, um Gehälter zu sparen, weitere Legionäre, die bisher nicht den Sprung in die erste Mannschaft geschafft haben, freistellen wird. Kandidaten sind Mohamed, Kirylenko und Layous.
Der Trainer hat wiederholt davon gesprochen, dass sich die Mannschaft verstärken will. Wie das zu finanzieren sein wird, weiß vermutlich nicht einmal er. Aber die Rede ist von einigen älteren Spielern mit ukrainischem Pass, die die vielen jungen (aktuell sind Karpaty die jüngste UPL-Mannscahft) mit ihrer Erfahrung unterstützen sollen. Gleichzeitig bleibt dem Verein ohnehin nicht viel anderes übrig, als verstärkt auf Spieler aus der eigenen Jugend zu setzen.
Pikant wirkt dabei eine Episode, von der Viktor Vatsko (eigentlich Sportjournalist und Blogger, aber als sehr einflussreich im Umfeld des Clubs geltend) in einem Interview mit dem Portal tribuna aus dem letzten Sommer erzählt: Offensivspieler Denys Olinyk, dessen Vertrag in Finnland auslief, war bereit, zu Karpaty zu wechseln und wäre ablösefrei zu haben gewesen. Er hatte in der finnischen Liga zuletzt stark gespielt und eigentlich dem Typ Spieler entsprochen, den Karpaty zur Stärkung ihrer Offensive benötigt hätten – aber die Clubführung wollte ihn nicht verpflichten, weil er mit 32 Jahren zu alt gewesen sei.